Regionalität und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand! Wer im Zuge eines verantwortungsvollen Einkaufsmanagements eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen aufbaut, schafft die Grundlage für ein nachhaltiges Angebot – in der Gastronomie und darüber hinaus. Damit erfüllen Sie nicht nur die steigenden Ansprüche der Gäste, sondern tragen auch aktiv zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei.
Regionale Produkte
Nachhaltiges Gastronomie-Angebot
Es gibt kaum ein geeigneteres Mittel als gutes Essen, um die Region mit ihren Besonderheiten für die Gäste mit allen Sinnen erlebbar zu machen. Traditionelle Gerichte mit regionalen Zutaten sind nicht nur aufgrund der kürzeren Transportwege im Sinne der Nachhaltigkeit eine gute Wahl, sondern geben den Gästen die Möglichkeit, die lokale Küche kennenzulernen und zu genießen. Frische Produkte entsprechend den saisonalen Verfügbarkeiten garantierten Vielfalt und Qualität des kulinarischen Angebots.
Neben dem regionalen Aspekt legen Gäste zunehmend auch Wert auf gute Produktionsbedingungen, etwa Fleischwaren aus artgerechter Haltung. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit ist auch der sogenannte „Nose-to-Tail“-Ansatz, bei dem in der Gastronomie das gesamte Tier verarbeitet und genutzt wird. Gleichzeitig nimmt die Anzahl der Menschen in Deutschland, die sich vorwiegend oder ausschließlich pflanzlich ernähren, stetig zu. Bieten Sie daher eine Auswahl an veganen und vegetarischen Gerichten, aber auch Getränken wie z. B. Milchalternativen – bevorzugt aus regionalem oder zumindest europäischem Anbau – an. Diese sind nicht nur klimafreundlicher, sondern erfüllen auch die individuellen Ernährungsgewohnheiten Ihrer Gäste. Vielleicht haben Sie auch die ein oder andere Idee, wie Sie traditionelle Rezepte für die moderne Küche neu interpretieren können. Machen Sie es Ihren Gästen durch eine transparente Kennzeichnung der fleisch- und milchfreien Optionen sowie allergener Inhaltsstoffe dabei so einfach wie möglich, die für sie geeigneten Gerichte auszuwählen.
Nicht nur die Speisekarte, auch Aufsteller, Hinweistafeln und digitale Kommunikationsmittel können zur Informationsvermittlung und zur Hervorhebung nachhaltiger Speise- und Getränkeangebote genutzt werden. So werden Gäste dazu motiviert, diese bevorzugt auszuwählen. Machen Sie zudem die Herkunft Ihrer Produkte transparent. Durch die Vorstellung Ihrer Lieferbetriebe mit kurzen Porträttexten und Fotos vermitteln Sie den Gästen einen Eindruck von den Menschen hinter den Produkten. Gerne angenommen werden auch Tipps und Empfehlungen, wo die Gäste selbst regional, biologisch und saisonal einkaufen können z. B. Hofläden in der Nähe, Bio- oder Unverpackt-Läden. So können Sie lokale Produzentinnen und Produzenten noch stärker unterstützen und ein nachhaltiges Konsumverhalten fördern.
Reduzieren Sie außerdem den Verpackungsmüll in Ihrem Betrieb und vermeiden Sie Portionsverpackungen z. B. beim Frühstück. Ermutigen Sie Ihre Gäste, Reste mit nach Hause zu nehmen. Auch durch die Zusammenarbeit mit Services wie „Too good to go“, der örtlichen Tafel oder anderen Foodsharing-Netzwerken können nicht verkaufte Speisen weitergegeben werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Lebensmittelmengen (Portionsgrößen, Buffetangebot etc.) hilft, Überproduktionen von Anfang an zu vermeiden und damit nicht nur Ressourcen, sondern auch Kosten einzusparen.
Hilfreiche Infos
& Downloads
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Sie wollen Ihren Gästen Essen im Rhythmus der Natur anbieten? Einen guten Überblick darüber, wann eigentlich was wächst, bietet der Saisonkalender „Heimisches Obst und Gemüse“ der Verbraucherzentrale (zum Download)
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Lebensmittel spenden – aber sicher! Der Leitfaden zur Weitergabe von Lebensmitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft bietet einen Überblick über rechtliche Fragen.
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Die Slow Food® Bewegung hat sich zum Ziel gesetzt, mit Genuss und Verantwortung die Zukunft unserer Ernährung zu sichern und das Lebensmittelsystem zu verbessern. Gastronomiebetriebe, die nach Slow-Food-Kriterien arbeiten, werden mit Siegel ausgezeichnet und in den Slow Food® Genussführer aufgenommen.
Nachhaltiges Einkaufsmanagement
Der Einsatz von verantwortungsvoll und nachhaltig erzeugten Lebensmitteln umfasst viele Aspekte: Nicht nur Regionalität und Saisonalität spielen eine Rolle, im Sinne der Nachhaltigkeit sollten Sie vorzugsweise auch auf ökologisch erzeugte Produkte sowie artgerechte Tierhaltung und nachhaltigen Fischfang setzen. Gerade bei Importprodukten wie Kaffee oder Kakao bzw. Schokolade gilt es, darüber hinaus auf faire Produktions- und Handelsbedingungen zu achten.
Ein nachhaltiges Einkaufsmanagement beschränkt sich jedoch nicht nur auf kulinarische Produkte, sondern bezieht viele andere Waren – wie Möbel, Papier, Textilien, Kosmetik oder Reinigungsmittel – und Dienstleistungen mit ein. Auch hier sollten Sie bei der Auswahl ökologische und soziale Aspekte berücksichtigen und regionale bzw. lokale Bezugsquellen favorisieren. Anerkannte Label und Siegel können hier sowohl bei Lebensmitteln als auch bei der Neuanschaffung von Materialien und Textilien eine gute Orientierung bieten. Eine Beschaffungsrichtlinie mit feststehenden Kriterien und Zielsetzungen - etwa zu erfüllenden Zertifizierungsquoten – hilft dabei die betrieblichen Nachhaltigkeitsanforderungen zu konkretisieren und für alle Mitarbeitenden verbindlich festzuschreiben. Dabei muss beim Einkauf nicht immer alles neu sein: So sind etwa Möbel aus zweiter Hand häufig nicht nur eine ressourcenschonende und kostengünstige Alternative, sondern tragen auch zu einem individuellen und unverwechselbaren Ambiente bei.
Bereits bei der Beschaffung sollte auch das Thema Abfall- und Plastikvermeidung ins Blickfeld rücken. Auch wenn Zero Waste nicht immer möglich ist, sollten Sie so wenig Verpackung wie möglich und bevorzugt umweltschonende Materialien einsetzen. Getränke in Glas- statt Plastikflaschen, nachfüllbare Seifen-, Duschgel- und Shampoospender statt Einzelverpackungen oder loser Tee statt verpackter Beutel – im gesamten Einkaufsmanagement gibt es eine Vielzahl an Stellschrauben. Sollten Sie selbst Souvenirs oder andere Produkte zum Erwerb anbieten, achten Sie auch hier auf einen lokalen bzw. regionalen Bezug, nachhaltige Zutaten und Materialien sowie faire Produktionsbedingungen.
Hilfreiche Infos
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Das Siegelverzeichnis der Initiative „Siegelklarheit“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung bietet eine gute Orientierung, um nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen. Grundlage ist ein transparentes, unabhängiges und umfassendes Bewertungssystem, dem sich Siegel auf freiwilliger Basis stellen können.
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Auch der Verbraucher Initiative e.V. bietet auf seinem Portal Label-Online umfangreiche Informationen und Bewertungen zu Labels in Deutschland an. Labels, die dem Thema Nachhaltigkeit verpflichtet sind und ökologische und soziale Aspekte in ihren Zertifizierungsprozess mit einbeziehen, werden gesondert gekennzeichnet.
Partnerschaftliche Zusammenarbeit
Die Grundlage eines jeden nachhaltigen und regionalen Einkaufsmanagements? Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Unternehmen, welche die entsprechenden Produkte und Dienstleistungen liefern! Dafür müssen Sie nicht nur die Betriebe, sondern auch die Unternehmensphilosophie dahinter kennen(lernen). Suchen Sie den persönlichen Kontakt! Um regionale Wertschöpfungsketten zu etablieren, kann es zudem sinnvoll sein, sich mit anderen Akteuren z. B. im Rahmen von Einkaufsgemeinschaften zusammenzuschließen.
Eine gute Möglichkeit die eigene Ausrichtung auf Regionalität zu stärken und damit auch Gästen authentischere Reiseerlebnisse zu ermöglichen, bieten darüber hinaus regionale Netzwerke und Initiativen. Im Netzwerk FEINHEIMISCH – Genuss aus Schleswig-Holstein e.V. haben sich beispielsweise Produzentinnen und Produzenten, Gastronomiebetriebe, gewerbliche und private Förderpersonen zusammengeschlossen, mit dem gemeinsamen Ziel, regionale Produkte aus Schleswig-Holstein mehr in den Fokus zu rücken. Vom Fischbrötchenimbiss über alteingesessene Landgasthöfe bis zur Sternegastronomie kochen alle FEINHEIMISCH-Mitgliedsbetriebe mit mindestens 60 Prozent der Zutaten aus regionaler Herkunft, d. h. aus Schleswig-Holstein oder aus einem Umkreis von maximal 50 Kilometer außerhalb des Bundeslandes.
Zum Aufbau langfristiger Geschäftsbeziehungen trägt eine faire Bezahlung der Lieferbetriebe ebenso wie ein transparenter Austausch auf Augenhöhe bei. Ein Verhaltenskodex (z. B. hinsichtlich Arbeitsbedingungen, Umweltauflagen etc.) ermöglicht die verbindliche Festschreibung gleicher Nachhaltigkeitsanforderungen an alle Unternehmen der Lieferkette. Die Einhaltung eines solchen Kodex sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Überhaupt ist Konsistenz entscheidend – pflegen Sie Ihre Netzwerke und Partnerschaften beständig. Gemeinsam lassen sich auch kulinarische Veranstaltungen ausrichten, in denen Zutaten der regionalen Partnerbetriebe die Hauptrolle spielen. Die Dithmarscher Kohltage sind dafür natürlich prädestiniert, aber auch andere regionale Schätze sind es wert, ins Rampenlicht gerückt zu werden. Das Gute daran: Jedes regionale Produkt bringt seine ganz eigene, einzigartige Geschichte mit sich, die nur darauf wartet, auf lebendige und spannende Weise erzählt zu werden!
Hilfreiche Infos
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Sie möchten mit Ihrem Betrieb FEINHEIMISCH-Mitglied werden? Alle Infos dazu, wie Sie mitmachen können, sowie eine umfangreiche Datenbank mit saisonalen und regionalen Rezepten finden Sie auf der Website des Vereins.
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Wie passt bio, fair und regional zusammen? Damit befasst sich in der Region Dithmarschen – und darüber hinaus – der Eine Welt im Blick e. V.
Der Dithmarscher Gänsemarkt in Gudendorf ist seit mehreren Generationen ein Familienbetrieb, der bei der Tierhaltung auf Tradition und Qualität setzt. Gänse gehören zur Familie. Sie wachsen in bäuerlicher Freilandhaltung artgerecht auf. Zum Betrieb gehören Restaurant, Café, Hofladen, Erlebnishof mit Bildungscharakter, Daunenstube und Federreinigung.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns …
Wertschätzung und Wertschöpfung. Die Wertschätzung, wirklich alles von der Gans zu verwerten – vom Ei über das Fleisch bis zu den Federn – und nichts zu verschwenden. Unsere Familie hat immer schon nachhaltig gedacht, weil man früher gar nicht anders denken konnte.
Nachhaltiger Tourismus ist für uns der richtige Weg, weil …
wir selbst Kinder haben, irgendwann Enkelkinder kriegen und an die nächste Generation denken. Das, was wir jetzt aufbauen, muss daher auch sinnvoll für die Zukunft unseres Familienunternehmens sein.
Ein nachhaltiger Erfolg, über den wir uns besonders freuen, …
ist, dass wir neben der Herstellung von Daunen-Bettdecken, die in liebevoller Handarbeit entstehen, nun auch die Federreinigung anbieten können. Dafür haben wir eine alte Maschine gekauft, weil diese kleinen Maschinen nicht mehr hergestellt werden. Wir reinigen nun Bettdecken ganz ohne Chemie, mit warmem Dampf und UV-Licht.
Checkliste: wesentlich
- Wir haben für unseren Betrieb konkrete Kriterien (regional, bio, fairtrade etc.) bzw. Leitlinien oder Ziele für einen nachhaltigen Einkauf festgelegt.
- Wir sind vertraut mit den Arbeitsweisen und Werten unserer Lieferfirmen, Produzentinnen und Produzenten und teilen diese.
- Wir informieren Gäste und Mitarbeitende über die Herkunft unserer Produkte und stellen auch die herstellenden Betriebe vor.
- Unsere Gäste erhalten durch eine einheitliche Kennzeichnung der Produkte Informationen über besondere Merkmale und Allergene.
- Wir bieten unseren Gästen eine Auswahl von veganen und vegetarischen Speisen und Getränken an.
Checkliste: wünschenswert
- Unser Angebot bzw. unser Sortiment richtet sich nach der Verfügbarkeit von nachhaltig hergestellten und regional beziehbaren Produkten.
- Wir pflegen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Zulieferbetrieben.
- Gäste erhalten von uns Informationen zu regionalen, biologischen und saisonalen Einkaufsmöglichkeiten in Dithmarschen.
- Wir ergreifen gezielt Maßnahmen zur Abfallvermeidung sowie zur Reduktion und Weiterverwendung von Lebensmittelresten.
- Wir beauftragen bei Bau- und Renovierungsarbeiten lokale Handwerks- und Dienstleistungsbetriebe.
Echt nachhaltig!
Hier finden Sie alle weiteren Themen unseres Leitfadens für Betriebe in der Urlaubsregion Dithmarschen: