Geschlechterfriedhof, Lunden

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Historische Stätten
HISTOUR-Punkt L2 | Eindrucksvolles Monument Dithmarscher Vergangenheit 
Der Geschlechterfriedhof in Lunden stellt ein eindrucksvolles Monument Dithmarscher Vergangenheit dar. Hier wurden Verstorbene der an Geld und Einfluss reichen, im Lundener Kirchspiel ansässigen Familienverbände und Geschlechter beigesetzt.

Die Toten fanden entweder direkt im Erdreich oder in einem der überwiegend westöstlich ausgerichteten Grabkeller ihre letzte Ruhestätte. Von den 19 Grüften, die in dem 1823 angelegten Grabbuch verzeichnet sind, haben sich 13 erhalten. In den Kellern wurden die Särge entweder auf parallel gemauerte Ziegelreihen oder auf eiserne Gestelle gesetzt. Die tonnenförmig eingewölbten Grüfte wurden aus Ziegeln errichtet und verfügen in der Regel über zwei Luftschächte. Die Grabplatten und Stelen wiegen bis zu zwei Tonnen und bestehen überwiegend aus Wesersandstein.

Steine und Keller gehörten zu dem jeweiligen Haus oder Hof und wurden mit diesem vererbt oder veräußert; das ist durch gelegentlich hinzugefügte jüngere Jahreszahlen und abweichende Familiennamen auf den Grabplatten dokumentiert.

Viele Steine sind nach dem gleichen Muster gestaltet: Die vier Ecksymbole Mensch, Löwe, Stier und Adler stehen für die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Im Zentrum befindet sich ein Engel, der in seiner linken Hand das Manneswappen, in seiner rechten Hand das Frauenwappen hält.

Bedeutend sind der hierher versetzte Sühnestein für den 1537 ermordeten Dithmarscher Regenten Peter Swyn und sein danebenliegender Grabstein sowie die Steine des Nanne-Geschlechtes.

Der Geschlechterfriedhof war der vermögenden Oberschicht vorbehalten, der weitaus größere Bevölkerungsanteil wurde bis ins 19. Jahrhundert namen- und spurenlos im Südosten des Friedhofs bestattet, auf dem sogenannten „Armen- oder Glockenberg“.
Dithmarscher Geschlechtersind im Mittelalter vermutlich im Zusammenhang mit der ersten Marschbedeichung entstanden. Sie blieben bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts bedeutende genossenschaftlich organisierte Verbände.  Ihre Namen spiegeln sich noch heute in Ortsnamen der Marsch wider (z. B. Wennemannswisch). Die Geschlechter hatten verschiedene Aufgaben für ihre Mitglieder: Rechtsschutz (Eideshilfe = Nemede), Unterstützung bei Streitigkeiten und Fehden (bis hin zur Blutrache), Feuerversicherung, soziale Unterstützung bei Armut, gemeinsame Verantwortung für das Deichwesen.

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